Ernährung

Allgemein

Bartagamen benötigen sowohl tierische Nahrung in Form von Futterinsekten als auch pflanzliche Nahrung in Form diverser Blüten und Blättern. Das Verhältnis zwischen tierischer Nahrung und pflanzlicher Nahrung ändert sich relativ rasch im Laufe der ersten zwei Jahre der Tiere. Jungtiere benötigen bis zum 6 Lebensmonat noch täglich Futterinsekten. Altere Tiere benötigen immer seltener Futterinsekten, bis adulte Tiere schließlich nur mehr 1-2 mal die Woche Futterinsekten bekommen.

Auch Jungtieren wird immer pflanzliche Nahrung angeboten obgleich sie diese am Anfang oft noch nicht annehmen werden. Adulte Tiere bekommen zum Großteil nur mehr pflanzliche Nahrung und 1-2 Fasten-Tage die Woche.

Wichtig ist eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung und die zusätzliche Gabe von Vitaminen und Mineralien.

Tierische Nahrung, Futterinsekten

Gut geeignete Futterinsekten sind Heuschrecken, Heimchen, andere Grillen, kleine Schaben, Asseln und Fliegen. Wichtig ist, dass die Futtertiere einige Tage gesund und kräftig angefüttert werden. Das nennt man auch Gut-Loading (englisch für “Darm befüllen”). Alle Nährstoffe die von den Futtertieren noch aufgenommen werden kommen letztendlich der Bartagame zu Gute. Zum Anfüttern kann man sich unter anderem auch an der unten angeführten Grünfutterliste orientieren.

Tagaktive Futtertiere, wie Heuschrecken, haben den Vorteil, dass sie einfach in das Terrarium gesetzt werden können und von den Tieren im eigenen Tempo bejagt werden. Nachaktive oder sehr versteckt lebende Tiere wie Heimchen, Schaben und Asseln müssen mit der Pinzette oder in einer eigenen Futterbox angeboten werden. Ansonsten verstecken sie sich sofort und werden von den Bartagamen nicht mehr gefunden.

Mehr dazu unter: Futtertiere für Bartagamen

Pflanzliche Nahrung, Grünfutter

Brombeerblätter, Löwenzahn, Brennesseln, Roter – und Weißer Klee, Rosenblüten, …

Grünfutter sollte den Tieren, abgesehen von 1-2 Fasten-Tagen, durchgehend zur Verfügung stehen. Gerne kann auch das Futter vom Vortag im Terrarium verbleiben, da auch getrocknetes Grünfutter sehr gesund für die Verdauung der Tiere ist.

Auf keinen Fall sollte Obst oder zu feuchte Nahrung angeboten werden! Zu viel Säure und Fruchtzucker stören die Darmflora der Tiere. Das führt zu Verdauungsproblemen und kann bei bereits vorbelasteten Tieren sogar erheblichen Schaden anrichten. So kann z.B. ein Paraistenbefall im Darm wesentlich heftiger verlaufen wenn die Ernährung zu feucht ist und vielleicht sogar noch Obst/Fruchtzucker dabei ist.

Bartagamen sind Steppenbewohner und benötigen daher Futter mit einem hohen Rohfaser Anteil. Das fördert die Verdauung der Tiere und hilft auch beim Reinigen des Darms.

Ideales Futter sind daher diverse Kräuter und Blumen von Wiesen und Feldern. Wem das nicht zur Verfügung steht kann aber auch auf gekaufte Bio-Ware zurück greifen.

Wichtig ist eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung. Es sollte außerdem auf ein gutes Calcium:Phosphor Verhältnis (1,5:1) geachtet werden. Weiter unten findet sich eine Grünfutterliste mit einer Unmenge an Pflanzen die gut geeignet sind.

Vitamine und Mineralien

Gefüttert werden sollte sehr abwechslungsreich. Sowohl tierisch als auch vor allem pflanzlich. Zusätzlich solltem dem Futter noch Vitamine und Mineralien, speziell für Reptilien, zugegeben werden.

Sehr empfehlenswert sind dabei vor allem „Korvimin ZVT + Reptil“ von der Firma „WDT“ in Kombination mit einem Calcium-Mineral-Präparat oder das Produkt “Herpetal Complete T” (T=Terrarium) kombiniert mit Herpetal Mineral.

Diese Produkte sind in der Terraristik schon lange und erfolgreich im Einsatz. Für Angeben zur Dosierung bitte die aktuellen Angeben des jeweiligen Produkts genau beachten. Korvimin hat gegenüber anderen Präparaten einen hohen Vitamin A-Anteil, was besonders zur genau zu beachtenden Dosierungsvorschrift mahnt. Zur zusätzlichen Calciumversorgung kann Korvimin 1:1 mit Ca-Zitrat (Apotheke) vermischt werden.

Nebst dieser Supplimentierung wird den Tieren auch immer eine Schale mit zerriebener Sepiaschale (=kalziumhaltiger Stützapparat der Sepien) angeboten aus der sie sich selbst bedienen können. Sepiaschalen sind ein sehr bekanntes Produkt aus der Wellensittich Haltung und sind somit in jeder Tierabteilung zu finden. Sie kosten zwischen 1 und 3€ pro Stück. Am günstigsten findet man sie online (~90 Cent / Stück).

Sepiaschalen bestehen zum Großteil aus Calciumcarbonat.
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Grünfutter Liste

Wildkräuter

  • Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis) Verwechslungsmöglichkeit mit Gift-Lattich
  • Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
  • Acker-Senf (Sinapis arvensis)
  • Bechermalve (Lavatera trimensis)
  • Breitwegerich (Plantago major)
  • Brombeerblätter (Rubus sectio Rubus)
  • Brunnenkresse (Nasturtium officinale)
  • Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
  • Echte Winterkresse (Barbarea vulgaris)
  • Eselsdistel (Onopordum acanthium)
  • Esparsette (Onobrychis viciifolia)
  • Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria)
  • Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna)
  • Gänseblümchen (Bellis perennis)
  • Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)
  • Gelber Steinklee (Melilotus officinalis)
  • Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)
  • Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
  • Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) Verwechslungsmöglichkeit mit giftigen Rainfarn 
  • Geruchlose Kamille (Tripleurospermum maritimum)
  • Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris)
  • Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochoeris radicata)
  • Gewöhnliches Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris)
  • Gewöhnliches Hornkraut (Cerastium fontanum)
  • Giersch (Aegopodium podagraria)
  • Goldnessel (Lamiastrum maculatum)
  • Große Brennnessel (Urtica dioica)
  • Große Fetthenne (Sedum telephium)
  • Große Klette (Arctium lappa)
  • Gundermann (Glechoma hederacea)
  • Hagebuttenblüten (Rosa canina)
  • Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis)
  • Himbeerblätter (Rubus idaeus)
  • Hopfenklee (Medicago lupulina)
  • Huflattich (Tussilago farfara)
  • Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum)
  • Kleinblütige Knopfkraut (Galinsoga parviflora)
  • Kleine Bibernelle (Piminella saxifrage)
  • Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)
  • Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)
  • Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)
  • Kletten-Labkraut (Galium aparine)
  • Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
  • Kornblume (Centaurea cyanus)
  • Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
  • Luzerne (Medicago sativa)
  • Moschusmalve (Malva moschata)
  • Portulak (Portulaca)
  • Ringelblume (Calendula officinalis)
  • Rosenblätter (Rosa)
  • Rote Taubnessel (Lamium purpureum)
  • Rotklee (Trifolium pratense)
  • Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
  • Vergissmeinnicht (Myosotis)
  • Vogelknöterich (Polygonum aviculara)
  • Vogel-Sternmiere (Stellaria media)
  • Vogelwicke (Vicia cracca)
  • Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)
  • Weißer Steinklee (Melilotus albus)
  • Weiße Taubnessel (Lamium album)
  • Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis)
  • Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
  • Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)
  • Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale)
  • Wiesenpippau (Crepis biennis)
  • Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis)
  • Wiesensalbei (Salvia pratensis)
  • Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) Verwechslungsmöglichkeit mit Hahnenfußgattung
  • Wilde Möhre (Daucus carota)
  • Winterkresse (Barbarea vulgaris)
  • Wegmalve (Malva neglecta)
  • Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus)
  • Weißklee (Trifolium repens)
  • Zaun-Wicke (Vicia sepium)
  • Zaunwinde (Calystegia sepium)

Pflanzen aus dem Laden: (Bioware)

  • Basilikum (Ocimum)
  • Chicoree (Cichorium intybus)
  • Endivie (Cichorium endivia)
  • Fenchelblätter (Foeniculum vulgare)
  • Gartenkresse (Lepidium sativum)
  • Kriechendes Schönpolster (Golliwoog) (Callisia repens)
  • Möhre + Blätter (Daucus carota)
  • Mangold (Beta vulgaris)
  • Petersilie (Petroselinum crispum)
  • Pok Choi (Brassica rapa ssp. chinensis)
  • Radicchio (Cichorium)
  • Romana-Salat (Lactuca sativa)
  • Rucola
  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  • Sellerieblätter (Apium)
  • Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
  • Zucchini (Cucurbita pepo pepo)

Pflanzen selbst anbauen:

Zu vielen oben genannten Pflanzen findet man auch Pflanzensamen und kann sie zu Hause selbst, im Garten, am Balkon oder zur Not am Fensterbrett, nachziehen. Es gibt auch eigene Samen Mischungen speziell für Reptilien, meistens griechische Landschildkröten, die auch für Bartagamen gut geeignet sind.

Andere Pflanzen, wie z.B. Basilikum, Petersilie, Schnittlauch etc., kann man auch gleich im Topf kaufen. Den Kriechende Schönpolster (Callisia repens) findet man auch unter dem Markennamen “Golliwoog” immer wieder im Zoofachhandel oder online.

Diese Pflanze kann man mit Topf einfach für kurze Zeit ins Terrarium stellen und so anbieten. Mit ein bisschen Glück kann man dann die Pflanze wieder rechtzeitig aus dem Terrarium heraus nehmen bevor sie komplett abgegrast wurde und wieder nachwachsen lassen. Wir haben immer ein paar Pflanzen davon zu Hause und stellen immer mal wieder eine davon für kurze Zeit in ein Terrarium.

Golliwoog® findet man häufig im Zoofachhandel oder online (z.B. Amazon.de) und kann man zu Hause weiter nachziehen.

Getrocknete Pflanzen auf Vorrat:

Man kann auch sehr gut alle Kräuter und Blüten in größeren Mengen sammeln und trocknen. Damit lässt sich dann das ganze Jahr über das Frischfutter zusätzlich abwechslungsreich aufwerten. Getrocknete Pflanzen sind auch sehr gut für die Verdauung der Tiere weil sie eine reinigende Wirkung auf den Darm haben.

Es gibt getrocknete Blütenmischungen auch online zu kaufen. Das wird dann aber verhältnismäßig teuer. Wir sammeln unsere Blüten und Kräuter selbst und legen sie dann zum Trocknen einfach auf ein Terrarium oben drauf. Dort trocknet es die Abwärme der Beleuchtung sehr schnell.

Weiterführende Literatur:

Ein sehr gutes Buch zur richtigen Ernährung von Bartagamen ist auch das “Handbuch der Futterpflanzen für Schildkröten und andere Reptilien“.  Landschildkröten haben eine der Bartagame sehr ähnliche Ernährung. Das Buch ist äußerst empfehlenswert.

Wer das Glück hat in der Nähe unbehandelter Natur zu wohnen sollte die Gelegenheit gleich nutzen und beim Spazierengehen immer nebenbei ein paar Futterpflanzen sammeln. So kann man die Tiere wirklich optimal und abwechslungsreich ernähren.

Die Grünfutterliste oben ist recht umfangreich. Um die Pflanzen, vor allem am Anfang, auch richtig zu erkennen kann ein Pflanzenführer sehr hilfreich sein. Einfach ein paar Pflanzen von oben im Buch markieren und dann gezielt nach diesen suchen. Schon bald erkennt man sie dann ganz einfach selbst. Dann kann man die nächsten Pflanzen markieren und innerhalb kürzester Zeit hat man einen unglaublich guten Blick dafür und bringt von jedem Spaziergang die besten Futterpflanzen mit die man den Tieren gönnen kann.

Gut geeignet ist hier z.B.: Der BLV Pflanzenführer für unterwegs, es gibt aber noch mehrere. Einfach mal in der Buchhandlung ein bisschen stöbern.

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5 thoughts on “Ernährung

  • Hallo Matthias,

    ein wirklich guter Artikel und die wohl längste Futterpflanzenliste mit wirklich geeigneten Pflanzen die ich im Netz je gesehen habe. Leider sind die meisten Listen voller Dinge die man besser nicht verfüttern sollte wie geriebenem Obst u.Ä. Neueinsteigern hilft das sicher sehr. Freut mich immer wenn sich jemand wirklich mit der Haltung von Reptilien auseinander setzt und diese Informationen anderen zur Verfügung stellt.

    Mach unbedingt so weiter 😉

    Liebe Grüße

    Martin

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